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Hersteller - Nordtrak - Geschichte -

 

Nordtrak Geschichte in Kurzform

Logo Stier100Deutschland bestand 1945 nach dem zweiten Weltkrieg zu großen Teilen aus riesigen Haufen aus Schutt und Asche. Unterteilt in Besatzungszonen, deren Machthaber ihre eigenen Regelungen auch erst finden mussten. Keine leichte Zeit für Menschen, die die Ärmel hochkrempelten und etwas bewegen wollten.

Georg R. Wille OHG

Nordtrak Wille Diesel StierDazu gehörte auch Georg R. Wille, ein Maschinenbau-Ingenieur und Flüchtling aus Pommern, der sich in Hamburg angesiedelt hatte. Er gründete 1946 eine Landmaschinenfabrik, in der mit Hilfe ausgemusterter Armeebestände Geräte für die Landwirtschaft hergestellt wurden. Bald kamen auch Einachsschlepper und Motorpflüge hinzu.

Doch Georg R. Wille wollte mehr. Er verkürzte Jeep Fahrgestelle, nutzte möglichst viele Teile der Jeeps, montierte eine Sitzschale und einen Horex Zweizylinder Benzinmotor und hatte so einen Behelfsschlepper mit Allradantrieb. In der von Materialknappheit geprägten Nachkriegszeit kamen die Schlepper gut an, in der Folgeproduktion wurden alle möglichen Motore eingebaut. Wahrscheinlich alles, was gerade verfügbar war. Die Fahrzeuge wurden GERWI (Georg R. Wille) Motor Stier genannt.

Nordtrak Wille Stier 20In der Folgezeit zeigte sich, dass Benzinmotoren nicht der Weisheit letzter Schluss waren. Langsam verbesserte sich auch die Liefermöglichkeit neuer Dieselmotoren. Georg R. Wille baute ab 1949 Dieselmotoren ein, unter anderem von Bauscher, Deutz und Zanker. Die immer noch sehr flexible Materialauswahl bei den Motoren ließ aber jetzt auch Zapfwellen und Riemenscheiben sowie Mähbalken zu. Vermarktet wurden die neuen Modelle unter dem Namen Gerwi Diesel Stier.

Ab 1950 kam Franz Westermann als Finanzier dazu. Jetzt gab es auch Typen mit einer festen Ausstattung, der Stier 20 mit Hatz Einzylinder-Motor und der Stier 21 mit Hatz Zweizylinder-Motor. Die Grundkonstruktion basierte aber weiterhin auf ausgemusterten Armee-Jeeps. Die beiden Inhaber hatten aber scheinbar unüberbrückbare Differenzen, Georg R. Wille verließ das Unternehmen.

Norddeutsche Traktorenfabrik Franz Westermann

Nordtrak Stier 30Das Unternehmen firmierte ab 1950 als "Norddeutsche Traktorenfabrik Franz Westermann", kurz Nordtrak. Die alten Modelle wurden bis 1951 abverkauft. Ein bei Deuliewag abgeworbener Ingenieur sollte in wenigen Monaten ein neues Konzept für Allradschlepper mit gleich großen Rädern entwickeln. Der Ingenieur Kullik schaffte das auch, im Frühjahr 1951 stand der erste Stier 30 genannte Schlepper zur Verfügung. Angetrieben wurde er von einem Zweizylinder MWM Motor. Im gleichen Jahr wurde ihm noch der Stier 18 und der Stier 25 mit Hatz Motoren zur Seite gestellt, 1953 folgte der Stier 45 mit MWM Dreizylinder Motor.

Die Traktoren waren im Verhältnis zum Mitbewerb außerordentlich teuer, selbst ein vergleichbar starker Unimog war für weniger Geld zu bekommen. Nur bei schwerer Arbeit in schwierigem Gelände lohnte sich die Anschaffung eines Nordtrak Stier. In seiner Heimat Norddeutschland waren höchstens im Moor solche Anforderungen zu finden, wofür den Schleppern von der staatlichen Moor-Versuchsstation in Bremen auch höchste Qualifikation ausgesprochen wurde.

Nordtrak Stier 241Trotz allem war nur ein kleiner Teil der Produktion für den Binnenmarkt, der größere Teil ging in den Export, hauptsächlich nach Skandinavien und Südamerika. In dieser Blütezeit der Firma Nordtrak um 1953 herum wurde ein Teil der Produktion über einen Zeitraum von 20 Monaten in das Metallwerk Tabel in Creußen (Oberfranken) ausgelagert.

Ab 1954 wurden die Modelle noch einmal komplett überarbeitet, die Modellbezeichnungen waren jetzt dreistellig. Doch jetzt begann eine schwierige Zeit für Nordtrak, der Mitbewerb holte auf. So gab es einen direkten Konkurrenten in Bayern, die BTC / BTG, die nach dem gleichen Konzept produzierte. Die großen Firmen hatten langsam auch ausreichende Kapazitäten erreicht, um den Export ankurbeln zu können. Der Allradantrieb wurde ebenfalls immer mehr verfügbar, vor allen Dingen die Firma MAN hatte hier umfangreiche Erfahrung. Eicher bot von 1955 bis 1960 ebenfalls Allradmodelle mit vier gleich großen Rädern an (ED22 - ED42).

Der Markt wurde so für Nordtrak zunehmend enger, die Zulassungszahlen sanken bis zur Bedeutungslosigkeit ab. Franz Westermann fand keine Möglichkeit, die Produktionskosten vor allen im Materialeinkauf zu senken oder eine andere, lukrative Marktlücke zu besetzen. 1957 wurden die Tore endgültig geschlossen, über zehn Jahre Allradproduktion waren nur noch Geschichte.

 

Foto 3: Manfred Reindler
Text und restliche Fotos: Peter Kautz