Die Firma Pöhl baute Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einen Schlepper, der sich gezielt gegen den Fordson F richtete. Der Fordson war nicht nur in Deutschland das Schreckgespenst seiner Konkurrenten, da er durch Massenproduktion unschlagbar günstig verkauft wurde und trotzdem in Qualität und Leistung jedem Vergleich standhielt.
Die deutschen Landmaschinenhersteller der damaligen Zeit setzten weiter auf die antiquierten Motorpflüge, die für universelle Arbeiten in der Landwirtschaft oder gar als Straßenschlepper völlig ungeeignet waren. Die Hersteller und einflussreiche Kreise (heute würde man Lobby dazu sagen) erreichten sogar ein Importverbot der Fordson-Traktoren.
Mit solchen Machenschaften sind natürlich auf Dauer keine Erfolge zu erzielen. Das wussten auch oder sogar am besten die "Bedenkenträger". Also fand die Neuentwicklung der Firma Pöhl, die "Pöhl Ackerbaumaschine" sofort ein breites Echo in den betroffenen Kreisen. Entsprechende Test bewiesen, dass der Pöhl-Schlepper dem Fordson durchaus ebenbürtig war. Aber ein Haken blieb: der Schlepper war in der Herstellung über dreimal so teuer wie sein Mitbewerber! So gute Verkaufsargumente oder so viel Nationalbewusstsein (kauft deutsche Produkte!) gibt es nicht, um daraus einen kommerziellen Erfolg zu machen.
Die hier gezeigte Pöhl Ackerbaumaschine ist aus der ersten Serie von 1920. Der Motor ist je nach Quelle vom Kämper oder Deumo, hat 3,5 Liter Hubraum und leistet 30 PS bei 800 U/min. Auch beim Getriebe sind je nach Quelle unterschiedliche Angaben zu finden, immer ein Rückwärtsgang, aber 1, 2 oder 3 Vorwärtsgänge. Selbst der Kraftstoff variiert, Diesel, Benzin oder Benzol wird angegeben. Diesel kann man wohl ausschließen, funktionstüchtige Dieselmotoren für Fahrzeuge kamen erst ein paar Jahre später.
Bis in die dreißiger Jahre wurden etliche Folgemodelle mit variierenden Motoren gebaut. Auch die Hersteller der Motoren wechselten, es sollen Deumo, Dorner, Kämper und auch Pöhl selber beteiligt gewesen sein.
Heute sind noch zwei erhaltene Exemplare bekannt, der hier gezeigte im Traktor- und Modellauto-Museum in Paderborn und der im Deutschen Landwirtschaftsmuseum in Blankenhain. Warum der Schlepper in Paderborn als Pöhl Ackerzugmaschine AB 987 bezeichnet wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
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