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Hersteller - Fahr - Geschichte -

 

Fahr - ein Überblick zur Geschichte

Johann Georg Fahr (I) beginnt 1870 mit zwei Gesellen und einem Lehrling die Produktion von Maschinen und Geräten für die Landwirtschaft in einem kleinen Fertigungsbetrieb in Gottmadingen (südliches Baden-Württemberg). Er beweist sich nicht nur als erfindungsreicher Handwerker, sondern auch als guter Fahr D12Kaufmann. Seine Erfindungen lässt er patentieren und beginnt schon nach wenigen Jahren mit dem Export in das benachbarte Ausland.

In den folgenden Jahren weitet er seine Aktivitäten immer weiter aus, im benachbarten Stockach erwirbt er eine Eisengießerei. Zur Jahrhundertwende zählt seine Firma schon 120 Mitarbeiter. 1903 erfolgt die Umwandlung in eine OHG, seine Söhne Johann Georg II und Heinrich Fahr übernehmen die Geschäftsführung.

Schon 1911 erfolgt eine erneute Umwandlung der Firma in eine AG. Der erste Weltkrieg bremst den weiteren Aufstieg der Firma vorübergehend aus. Eine unglückliche Zusammenarbeit mit der Firma Krupp von 1919 bis 1926 war auch nicht hilfreich, aber ab Mitte der zwanziger Jahre ging es wieder bergauf. 1930 arbeiteten 1300 Menschen bei Fahr, das erste Fließband wurde in Betrieb genommen. Die Söhne des Gründers versterben, der Enkel Johann Georg
(der dritte!) übernimmt die Geschäftsführung.

Fahr D17NDie folgende Weltwirtschaftskrise beutelt das Unternehmen kräftig, aber Dank der Devisen aus dem Exportgeschäft geht es ab 1935 wieder aufwärts. 1938 können mit mittlerweile 3000 Beschäftigten die Tätigkeitsfelder erweitert werden, die Entwicklung von Mähdreschern beginnt und die ersten Traktoren werden produziert.

Die ersten Schlepper vom Typ F22 können noch wahlweise mit Gummi- oder Eisenbereifung geordert werden. Ein Deutz Motor F2M414 mit 22 PS sorgt für Vortrieb, das Getriebe mit fünf Vorwärtsgängen ist eine Eigenproduktion von Fahr. 1941 erfolgt eine Umbenennung in T22, da Fendt ebenfalls einen Schlepper mit der Typenbezeichnung F22 auf dem Markt hatte. Im zweiten Weltkrieg musste die von der Reichsregierung angeordnete Umstellung auf Holzgasbetrieb durchgeführt werden, ein Einheitsschlepper mit Deutz Motor wurde für die Wehrmacht hergestellt, für zivile Anwendungen kam der Güldner Motor 2Z zum Einsatz.

Fahr D30UNach dem Krieg ließen die harten Auflagen der französischen Besatzungsmacht keine Neuentwicklungen zu. Fahr baute bis 1948 in geringer Stückzahl weiter Holzgasschlepper und hielt sich mit der Herstellung von Kleingeräten für den Haushalt, Leiterhandwagen und allerlei Geräten über Wasser.

Nach der Währungsreform ging es jedoch steil aufwärts. Mit der neuen Währung ist auch wieder Material verfügbar, der erste Dieselschlepper von Fahr nach dem Krieg kommt auf den Markt, der D28U mit den Güldner Motor 2F. Das Getriebe HG25 und einige andere Bauteile sind noch von den Holzgasschleppern übernommen. 1949 folgt der D28, er hat schon ein neu entwickeltes Fahr F15 Getriebe.

Fahr D60LAnfang der fünfziger Jahre geht es Schlag auf Schlag mit neuen Modellen. Ein- und Zweizylinder mit Güldner und Deutz Motoren von 12 bis 30 PS in den kleinen Klassen tauchen auf. Aber auch die großen Klassen mit Drei- und Vierzylindern kommen dazu, Leistungen bis 60 PS in der damals absoluten Oberklasse sind im Programm, hier ausschließlich mit Deutz Motoren.

In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre kommen auch bei einzelnen Typen Motoren von MWM und Mercedes Benz dazu. Die Zusammenarbeit mit Güldner verstärkt sich immer mehr und gipfelt 1959 in einer vertraglich geregelten gemeinsamen Entwicklung und Produktion. Güldner übernimmt alle Modelle bis 20 PS, Fahr alle stärkeren Modelle. Die gemeinsamen Produktlinien werden "Europa-Reihe" genannt, bis auf die Motorhaube und die Lackierung und hier und da die Vorderachsen sind die Modelle der beiden Hersteller baugleich. Eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Modellbezeichnungen finden Sie hier.

Fahr D88Auch einen Geräteträger hatte Fahr fast zwei Jahre im Programm. Er konnte jedoch nur 14 mal verkauft werden. Das war bei den Einachsschleppern in den fünfziger Jahren schon anders, hier konnten fast 3.000 Exemplare abgesetzt werden. Die Motorisierung erfolgte mit Sachs Motoren, wahlweise mit Benzin oder Diesel betrieben. Ein leichter Lieferwagen war auch im Programm, das Fahrmobil. Sowohl rundliche Formen (Führerhaus ähnlich BMW Isetta) als auch vollkommen eckige Bauweise ähnlich dem Steyr-Puch Haflinger waren in der Erprobung. Der anfangs getestete Horex Motor wurde verworfen, ein Zweizylinder Boxer von BMW mit 600 ccm und 20 PS der nächste Versuch. Doch dann wurden vom PKW BMW 700 LS die komplette Antriebseinheit mit Motor und Getriebe sowie Bremsen verwendet. In Deutschland wurden jedoch nur wenige Exemplare gebaut, eine Lizenzfertigung in Griechenland hatte mehr Erfolg, um die 1000 Stück sollen an beiden Standorten gebaut worden sein.

Fahr D133N1961 erwarb Klöckner-Humboldt-Deutz 25 Prozent des Aktienkapitals der Fahr AG. Da Deutz selber Motoren und Traktoren herstellte, bestand an der Zusammenarbeit mit Güldner kein Interesse mehr. Die Zusammenarbeit wurde aufgekündigt, ab 1962 stellte Fahr keine Traktoren mehr her. Die Produktion der sonstigen Landmaschinen lief jedoch weiter, erlebte durch weitere Zukäufe sogar noch eine Erweiterung.

1968 hatte KHD die Aktienmehrheit bei Fahr übernommen. 1975 kommen weitere Aktien hinzu, ein Vertrag wird geschlossen, der KHD die absolute Beherrschung bei Fahr gewährt. 1977 übernimmt KHD endgültig die Geschäftsführung. In den folgenden Jahren wird umstrukturiert, Betriebsteile geschlossen, Produkte werden umbenannt. Jedoch Ende der achtziger Jahre kommt KHD selber ins Schleudern und muss nach und nach seine bunt zusammengekauften Firmen wieder veräußern, unter anderem auch Fahr. Die Landmaschinen gehen an Greenland EV in den Niederlanden, Traktoren und Mähdrescher an Same in Italien.

 

Text und Fotos: Peter Kautz