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Deutsches Traktoren- und Modellauto-Museum in Paderborn
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Ein Traum geisterte schon länger in meinem Kopf herum - ich wollte mal das deutsche Traktoren- und Modellauto-Museum in Paderborn besuchen. Als ich jetzt von der Ausstellung "schlafende Automobilschönheiten" in Kassel las, war die Idee geboren, beide Ziele in einer Tour zu verbinden. Meine Frau kam mit, Paderborn hat auch sonst noch was zu bieten. Den ersten Tag verbrachten wir in der sehenswerten Altstadt.
Doch der nächste Tag war für das Museum reserviert. Pünktlich zur Öffnungszeit standen wir vor der Tür, morgens ist meist überall nicht viel los und man kann in Ruhe durch die Gänge gehen. Das Museum hat zwei Etagen, die untere ist gleich im Blickfeld des Eingangs. Also ging ich auch direkt hierhin, der Museumswärter machte mir erst mal Licht an, Tageslicht ist hier keins vorhanden.
Auf der unteren Etage findet man im wesentlichen Lanz Bulldog und große Hanomag Schlepper. Aber nicht nur die von vielen Oldtimertreffen allseits bekannten Typen, gerade bei Lanz sind auch sehr rare und selten zu sehende Modelle dabei. Ein mit Holzgas betriebener D7506 hat auf seinen Luftreifen eiserne Greifer, ein HR2 mit Halbketten, ein Schmalspurschlepper D2402, ein Vorkriegs-Bauernbulldog unrestauriert usw. Sogar ein D1530 mit wuchtigen Moorrädern ist zu finden.
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Das Glanzstück des Museums, ein Lanz FDH Acker-Felddank von 1925 ist auch hier zu finden. Eingerahmt wird er von anderen Raritäten wie ein HSCS (der Typ ist mir leider nicht bekannt), ein Glühkopf aus Österreich, Lanz HL12 und HM8 (Mops) sowie einem schönen Verkehrsbulldog. Raritäten wie ein IHC Mogul 8-16 und ein Mercedes OE sind ebenfalls im Umfeld zu finden.
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Auffallend ist der große Anteil an Straßenschleppern. Den meines Erachtens schönsten Lanz, die Straßenausführung mit geschlossener Kabine, konnte ich hier das erste mal in natura sehen. Auch bei Hanomag waren Straßenzugmaschinen dazwischen, getopt nur noch von mehreren seltenen Kälble Zugmaschinen. Dafür waren von Hanomag rare Vorkriegsschlepper wie der AR38 und der WD26A vorhanden.
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Die Shell Tankstelle aus längst vergangener Zeit bildete den Abschluss der Runde. Wissen sie noch, der eifrige Tankwart mit Fensterreiniger und -Leder, der einem beim Tanken half und gewissenhaft eine Ölkontrolle durchführte? Klar erwartete er auch ein Bakschisch, aber heute ist ein solcher Service leider nur noch Geschichte. Gut versteckt hinter den Tanksäulen je ein Hanomag RL20 Ackerschlepper und eine SS20 Straßenzugmaschine, die sogar meiner Frau gefiel.
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Leider musste ich zu Hause einen herben Rückschlag hinnehmen. Durch die schlechten Lichtverhältnisse und meine mangelnde Erfahrung im Umgang damit waren etliche Fotos unbrauchbar. Das muss ich noch üben. Aber auf dem kleinen Display an der Kamera war das nicht zu erkennen. Somit setzte ich mich nach der Runde durchs Erdgeschoß erstmal in Ruhe hin, um die Eindrücke zu verdauen.
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Nun war das Obergeschoss an der Reihe. Nach Erklimmen der endlos langen Treppe blieb mir aber aus einem anderen Grund die Luft weg: seltene Exemplare bekannter Marken und kleiner Hersteller gaben ein buntes Bild der Vielfalt aus der Traktorenherstellung. Schon auf den ersten Blick konnte ich erkennen, dass hier vieles für mich neu und unbekannt war.
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Wo sollte ich anfangen? Vor und hinter mir, rechts und links war überall etwas, das ich sofort sehen wollte. Also erst mal beruhigen und langsam anfangen. Ein Deutz Schmalspurschlepper D30S stand ganz am Anfang, weitere große Sechszylinder dieser Marke und etliche Wasserdeutz waren ebenfalls vertreten. Uralte Schlüter, mehrere Eicher mit Allradantrieb aus der ED-Serie mit vier gleich großen Rädern, der erste deutsche IHC vom Typ F12G in bunten Farben, viele MAN der Nachkriegszeit bis zurück zum ersten Modell von vor dem Krieg, der AS250.
Auch ein Fordson F von 1927 ist vertreten, damals der Schrecken aller anderen Hersteller. Hoch modern und trotzdem sehr, sehr preiswert hatte er keine Konkurrenz zu fürchten, er war das Maß aller Dinge im Traktorenbereich. Auch ein weiterer der ultraseltenen Mercedes OE ist hier zu finden. Oder der Vorkriegs Fahr F12, ein Lindner JW20L aus Tirol und der hochbeinigen IHC DF-A. Von Kramer gibt es nicht nur den Vorkriegsschlepper K12V, sondern auch einen motorisierten Grasmäher aus den Anfängen der Produktion bei diesem Hersteller.
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Noch interessanter (wenn das überhaupt möglich ist) wurde es bei den kleinen und kleinsten Herstellern. Kennen sie Funk-Schlepper? Hier finden sie einen von 1952. Oder ein anderes Modell als das Bambi vom deutschen Hersteller Ursus (nicht mit dem polnischen Glühkopf verwechseln!). Auch Stock Dieselschlepper sind kaum zu finden, Hagedorn äußerst rar, Famo ist hier im Westen auch eine Seltenheit. Namen wie BTG (tactac), MBA, O&K (Orenstein & Koppel), Miag oder Brummer findet man auch nicht alle Tage auf einem Schlepper.
Als ich die Runde fertig hatte, setzte ich mich auf die Besucherbänke und ließ die Eindrücke erstmal abklingen. Langsam wurde mir bewusst, das ich die Modellbauabteilung des Museums noch gar nicht gesehen hatte. Außer den Vitrinen zwischen den Originalen fehlte mir alles. Im hinteren Teil des Museums befindet sich eine Zwischenetage, in der man die riesigen Vitrinen der Sammlung von unten teilweise erkennen kann. Also wieder aufraffen und nach hinten gehen! Hier entdeckte ich erst jetzt einen Fahrstuhl, der es auch Rollstuhlfahrern ermöglicht, das gesamte Museum zu besichtigen. Der private Betreiber hat an alles gedacht, meine Hochachtung! Da ich selber gehbehindert bin, weiß ich aus eigener Erfahrung, wie bedrückend es ist, irgendwo nicht hinzukommen.
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In der Modellbauabteilung angekommen, wird man von der Vielfalt erschlagen. Lange Gänge mit rechts und links großen Vitrinen vom Boden bis zur Decke voller Modelle in unterschiedlichen Maßstäben. Ich muss gestehen, mir nur einen kurzen Überblick verschafft zu haben, keinen tieferen Einblick. Ich bin kein Modellbauer, meine eigene Vitrine ist klein und lange nicht mehr erweitert worden.
Museum: Deutsches Traktoren- und Modellauto-Museum in Paderborn Ort: Karl-Schoppe Weg 8, 33100 Paderborn Internet: www.deutsches-traktorenmuseum.de
Besucht im Juni 2013
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Text und Fotos: Peter Kautz
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