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Museen - 57629 Mörsbach Heimatmuseum - Güldner AZK -

 

Güldner AZK 8K

Güldner AZK8K 600

Hersteller und Typ:

Güldner AZK 8K

Baujahr:

1957

Zylinder / Hubraum:

2 Zyl / 877 ccm

Leistung:

14 PS

Besonderheiten: Original RAL-Farbton des Güldner-Jubiläumsschleppers (2500 Stück).

Weitere Daten zu diesem Fahrzeugtyp finden Sie hier
 

Mein Lebenslauf

verfasst am 23.01.2009 von meinem Besitzer Friedhold Thiel.

Ich habe im Januar 1957 bei den Güldner Motoren und Traktorbauer in Aschaffenburg (Ascheberg, wie die Einheimischen sagen) das Montageband verlassen. Ausgeliefert wurde ich an den Landmaschinen Händler Josef Gerz, Hellenhahn/Westerwald, der mich an einen kleinen Landwirt in Berg (Kreis Altenkirchen) verkaufte. Dort bewältigte ich mit meinen jugendlichen 14 PS eine Landwirtschaft von ca. 20 Morgen (5 ha).

Nach 9 Jahren wurde ich ins Siegerland verkauft (siehe KFZ-Brief). Wieso ich nicht länger bei meinem ersten Herren diente ist nicht mehr auszumachen, er ist bereits verstorben. Bei meinem zweiten Herrn mit einer ähnlich kleinen Landwirtschaft schuftete ich 14 Jahre lang. 1981 verkaufte mich dieser an seinen Neffen in Neunkirchen/Siegerland (siehe KFZ-Brief), einen sogenannten „Feierabendbauern“, also ein Nebenerwerbslandwirt.

Ich war nun schon in die Jahre (24) gekommen, und mein Leben war nicht mehr so toll. Tagsüber stand ich im Schuppen und hatte Langeweile und Abends musste es immer sehr schnell – hoppla-hopp – gehen, ich bekam die Sporen (Gas) nach allen Regeln der Kunst.

1993 wurde ich sehr, sehr krank. Ich bin wassergekühlt und in meinem Wasserkreislauf ist ein Thermostatventil eingebaut. Dieses ging im Sommer 1993 bei recht großer Hitze defekt. Der große Kreislauf wurde nicht mehr aufgemacht und es kam wie es kommen musste, ich bekam großes Fieber. Kein Mensch merkte etwas, weil wieder Hektik angesagt war. Ich kochte bereits aus allen Nähten und fing auch schon an zu stinken (heiße Öldämpfe) bis mein Herz (der Kolben) stehen blieb.

Ich war festgefahren! Schluß, aus die Maus! Nun war guter Rat teuer. Das Heu musste doch noch nach Hause gefahren werden, also ließ man mich etwa eine halbe Stunde ausruhen bzw. abkühlen, ich bekam eine Wiederbelebung durch einen neuen Start, sprang auch wieder an, hatte aber einen Herzschaden erlitten. Meine Leistung war um ca. 1/3 zurückgegangen und das Thermostatventil war immer noch nicht ausgetauscht oder repariert worden.

Güldner A2K8K AbholungIch bekam immer wieder Fieber und mein Herr war sehr böse auf mich, wobei ich doch gar nichts dafür konnte. Ich wollte ja mein Bestes geben, aber mein Herr beschimpfte mich als lahmen alten Bock, er wollte mich nicht mehr sehen usw. usw. Das schlimmste was ich von ihm hörte war, ich sei eine „alte Scheißkiste“. Das tat mir so weh, so weh nach all den Jahren treuer Dienste. Ich fühlte mich wie die „Bremer Stadtmusikanten“.

Mein Herr kaufte einen neuen stärkeren Schlepper, Marke John Deere, der mich immer so blöde angrinste, der aufgeblasene Ami, der wunder meinte was er sei. Ich dachte nur, warte einmal, du bekommst auch noch dein Fett. Blöder Sack, A....loch!

Ich wurde unter ein Vordach gestellt, was mich gerade so vor dem Regen schützen sollte. Da stand ich nun drei lange Jahre und konnte immer das A…loch durch das Fenster sehen, der natürlich im Trockenen stand, aber tagsüber auch Langeweile hatte und immer noch das blöde Grinsen auf seinem Gesicht. Aber so ganz glücklich schien er mir auch nicht zu sein. Geschieht dir recht!

Ich hatte eigentlich das Gefühl für Raum und Zeit fast verloren, ich vegetierte nur noch so vor mich hin, als 1996 ein Mann vorbeikam und mich begutachtete. Er strich mir über die Haube; „gar nicht so schlecht, gar nicht so schlecht“ sagte er, „ich hole dich hier raus“. Mir lief es warm und kalt über die Kotflügel hinunter. Das tat gut. Und siehe da, er kaufte mich für 450,00 DM.

Ich war auf einer Seite froh und auf der anderen traurig. Froh war ich, dass ich aus dem Siegerland in den Westerwald kam und traurig, das ich nur noch 450,00 DM wert war. „Wie willst du den Bock denn in den Westerwald bekommen?“ fragte mein alter Besitzer den Neuen. „Den fahre ich per Achse“ sagte mein neuer Herr. „Na, dann prost Mahlzeit“ sagte mein alter Herr. Zu mir gewandt sagte er „das klappt schon!“.

Mir wurde zwar innerlich schon ganz warm, weil ich ja wusste, dass ich wieder Fieber bekommen würde, weil mein Thermostat ja noch defekt war. Am nächsten Tag kam mein neuer Herr mit seinem Bruder, ich wurde auf die Wiese von 3 Männern geschoben und neben mich wurde der aufgeblasene Ami postiert. Da ich keine Batterie mehr besaß, musste er (der blöde Hund) mir eine Transfusion geben. Das war mir gar nicht recht und ich habe mich richtig geekelt. So`n Amiblut, pfui!

Aber ich wusste ja, dass ich ihn heute das letzte Mal sehe. Er natürlich wieder grins, grins. Nach 2 – 3 Versuchen sprang ich an (ich gab mir ja auch alle Mühe, nichts wie weg hier). Mein neuer Herr schwang sich auf mich und gab mir die Sporen Richtung Kroppacher Schweiz. Mann, was war das ein Gefühl, Oktober, die Luft schon nicht mehr so warm, alles klar bis nach Herdorf, meine Temperatur lag noch im grünen Bereich. Jetzt aber die Steigung Herdorf-Daaden. Auf geht´s.

Mein neuer Herr ist mütterlich besorgt um mich. Alle 500 Meter Temperaturkontrolle, geht mein Fieber zu hoch, wird angehalten (Standgas). Maschine aus geht nicht, da keine Batterie, also keine Startmöglichkeit. Nach ca. 4-5 Zwischenstopps erreichen wir endlich Daaden. Von der Höhe sehe ich die alte Barockkirche mit dem „Hahnengel“. In Daaden, bevor die Ebene kommt, Maschine aus, auf der Gefällstrecke wird eingehalten und geruht. Nach ca. 1/ 2 Stunde anlaufen lassen - hat prima geklappt.

Jetzt von Daaden nach Oberdreisbach, die letzte Steilstrecke. Vier Zwischenstopps und wir sind in Oberdreisbach, mir ist noch mal recht heiß geworden, aber jetzt haben wir´s geschafft. Mein Herr sagt, jetzt geht´s nur noch eben oder bergab von Elkenroth über Bindweide zum Schwedengraben mit Endstation Mörsbach – alles ohne Probleme.

Geschafft! Wir sind im Museum Mörsbach um 18.00Uhr angekommen. Zum ersten Mal wieder ein Dach über dem Kopf. Trocken und warm, ich fühle mich himmlisch! Ab jetzt beginnt eine Restauration an mir wie sie sein sollte. Über die Einzelheiten möchte ich hier nicht berichten, das würde den Rahmen sprengen.
 

Güldner AKZ8K 9978Güldner AKZ8K 9986

Nach ca. 400 Stunden ist es soweit, ich bin das, was ich heute darstelle, Kosten ca. 2.500,00 DM. Meine Struktur war gar nicht mal so schlecht. Ich bin jetzt eine weiße Fee geworden. Warum weiß? Ich war doch früher grün. Das kam daher: mein neuer Herr war Elektromeister in der Westerwald-Brauerei Hachenburg. Dort traf er einen Kältemonteur der Firma Linde A.G. (Güldner war inzwischen in die Linde A.G. übergegangen) und eben dieser Monteur hatte einen Jubiläumsschlepper der Firma Güldner (2500 Stück) in weiß. Davon war mein neuer Herr so fasziniert, dass er sich entschloss, mich nicht in grün, sondern in den original RAL Tönen (die noch bekannt waren) als Jubiläumslackierung auszuführen, in cremeweiß.

Die Entscheidung, glaube ich, war richtig, denn sie steht mir doch gut, oder? Und so stehe ich jetzt hier als weiße Prinzessin und freue mich über die Museumsbesucher und die Besucher über mich. Wie lange ich noch hier stehe? Und wer wird mich noch besitzen? Wer weiß das schon. Ich bin jetzt 52 Jahre alt. Wie lange werde ich noch leben?

Mit freundlichem Gruss

Ihre Güldner Fee A2K

 

Text und Fotos: Peter Kautz
Text und Foto 1 im Lebenslauf: Friedhold Thiel