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Primus - ein Überblick zur Geschichte

Deutschland

Der als Deutz Vertragshändler in Berlin tätige Unternehmer Johannes Köhler gründete 1933 die Primus Traktoren GmbH in Berlin Lichtenberg. Zielsetzung war die Herstellung einer Straßenzugmaschine für den Nahverkehr, die die damals gebräuchlichen unzähligen Pferdefuhrwerke in Berlin ablösen sollte. Schon 1934 kamen die ersten der automobilähnlichen Modelle in der Verkauf, pfiffige kleine Straßenschlepper, die angetrieben von hinten eingebauten Deutz Motoren und mit einem Dreiganggetriebe ausgestattet Lasten bis zu 6,5 Tonnen ausdauernd durch die Straßen Berlins ziehen konnten.

Die Werbung Köhlers verdeutlichte immer wieder den wenigen Pflegeaufwand und die geringen Kosten im Verhältnis zu Pferdefuhrwerken und konnte so schnell viele Lieferanten und sogar Spediteure von den Vorteilen motorisierten Transports überzeugen. Schon 1936 wurden weitere Varianten des Straßenschleppers vermarktet, jetzt mit bis zu 22 PS und 28 km/h, womit bis zu 10 Tonnen gezogen werden konnten. Selbst ein Elektroschlepper kam 1942 noch dazu, konnte aber wegen des Krieges nicht mehr lange gebaut werden. Der Verkaufserfolg ließ nicht auf sich warten, Primus wurde zum deutschen Marktführer in der Sparte Straßenzugmaschinen.
 

Primus P22Da rund um Berlin auch eine starke Nachfrage nach landwirtschaftlichen Schleppern vorhanden war, erweiterte Primus sein Lieferprogramm 1938 mit dem Traktor P22. Auch hier kam ein Deutz Motor zum Einsatz, der F2M414 mit zwei Zylindern und einer Leistung von 22 PS aus 2,2 Litern Hubraum. Der Schlepper war so vorbildlich konstruiert, das er auch bei den Mitbewerbern bis weit in die fünfziger Jahre als Maßstab galt. Selbst in den Schellplan, der Vorgabe des Nazi-Regimes zu Vereinheitlichung des Fahrzeugsbaus mit nur noch wenigen Typen, wurde der Schlepper aufgenommen.

1939 kam dann eine kleinere Ausführung dazu, der P11 "Pony", der Zusatz Pony zur Unterscheidung zum gleichnamigen Straßenschlepper P11. Hier kam der Deutz Einzylinder F1M414 mit 11 PS und 1100 ccm Hubraum zum Einsatz. Der für kleinere Höfe gedachte Schlepper war für den westlichen Teil Deutschlands prädestiniert, hier waren viele Kleinbauern tätig. Jedoch waren viele Vorbehalte gegen den "Preußen" wegen Wartung und Ersatzteilversorgung vor allem in den südlichen Gegenden Deutschlands vorhanden. Johannes Köhler fand schnell eine Lösung, er eröffnete 1938 ein Zweigwerk in Miesbach in Oberbayern. Die Produktion des P11 wurde hierhin ausgelagert.

Vor dem Krieg wurde noch eine weitere interessantere Konstruktion entwickelt, der P16 "Packesel", ein Vorläufer der späteren Geräteträger (allerdings von anderen Herstellern). Das Gefährt war mit einer kleinen Ladefläche ausgestattet, der Fahrer konnte gegenüber liegende Sitzplätze einnehmen, um immer in Fahrtrichtung zu sitzen. Im Krieg musste Primus - wie alle anderen Hersteller auch - ab 1942 seine Traktoren mit den standardisierten Holzgasmotoren ausstatten. Allzu viele dürften es nicht gewesen sein, da der Betrieb auch stark in die Fertigung von Rüstungsgütern eingebunden wurde.
 

Primus PD1ZLNach dem Krieg stand Johannes Köhler in Berlin vor einem Scherbenhaufen: die im Ostteil der Stadt liegenden Gebäude waren teilweise zerstört, alles noch vorhandene wurde enteignet. Jetzt machte sich die Auslagerung nach Miesbach bezahlt, er zog mit der gesamten Familie nach Oberbayern und fing hier neu an. Anfangs lief alles noch in kleinen Schritten, man führte Reparaturen an Fremdfahrzeugen aus, besorgte aus ganz Deutschland Werkzeuge und Maschinen, die Produktion neuer Traktoren war nur in kleinsten Stückzahlen aus noch vorhandenem Material möglich.

Als erstes wurde der P22 wieder belebt, jedoch hatten Deutz (Motor) und Prometheus (Getriebe) Lieferschwierigkeiten. Das vergleichbare ZF-Getriebe A12 und ein MWM Zweizylinder Motor wurden erst als Notlösung eingesetzt, blieben aber dann weiterhin in Produktion. 1949 kamen auch wieder kleinere Modelle zum Einsatz, der P14 und P15 mit Einzylinder Motoren von MWM und 14 bzw. 15 PS gingen in Produktion. Im P22 und PD1B wurden zeitweise auch Hatz Motoren verbaut, ob auf Kundenwunsch oder um Lieferengpässe der Zulieferer zu umgehen, ist mir nicht bekannt.

Um sich von der Masse der Konfektionäre abzusetzen, wollte Johannes Köhler unbedingt einen eigenen Motor bauen. Mit Hilfe seines Ingenieurs Johann Schmuck gelang das auch relativ kurzer Zeit, eine mit Besonderheiten ausgestattete Konstruktion zur Produktionsreife zu bringen. Der Motor war mit nur zwei Schraubenschlüsseln komplett zu zerlegen, hatte kein Ketten und Keilriemen. Alle Nebenaggregate wurden mit Zahnrädern angetrieben. Wo irgend möglich wurden Normteile verwendet, keine unnötigen Spezialanfertigungen eingesetzt. Der Motor war möglichst glattflächig gehalten und sollte ohne Umrüstung in Wüste und Arktis eingesetzt werden können. Als erstes kam er als Dreizylinder im P28 zum Einsatz, später auch als Zweizylinder in kleineren Modellen.
 

Primus PD3Anfang der fünfziger Jahre wichen die Modellbezeichnungen von der bisherigen Praxis ab, die ein vorangestelltes "P" für Primus und die zweistellige PS-Zahl enthielt. Die neuen Modellreihen hatten nun ein vorangestelltes "PD" für Primus Diesel und eine einstellige Zahl für eine Einteilung in Leistungsklassen. Die folgenden Buchstaben bezogen sich auf die Ausstattung. Eine genaue Beschreibung siehe in der Typenliste.

Neben den ein- bis dreizylindrischen Standardtraktoren baute Primus noch einige Sonderkonstruktionen für besondere Einsatzzwecke. Hierzu gehört auch der PD3 "Elektropionier", der einen eingebauten Stromgenerator enthielt, praktisch für Schausteller oder als Notstromaggregat. Für den Argentinien-Export wurden extra große Modelle mit leistungsstarken Motoren mit 40 und 60 PS entwickelt. Sie werden in der Literatur unterschiedlich bezeichnet, mal PD4 und PD6, mal U40 und U60 oder PD40 und PD60, ich gehe aber davon aus, das es sich immer um die beiden gleichen Modelle handelt. Erwähnenswert ist auch noch ein Einzelstück für einen Schausteller, heute in Sammlerhand, der PD4L. Mit luftgekühlten MWM Motor AKD112V und Luftdruckbremse bestückt, war er als Zugmaschine auf die besonderten Anforderungen der Schausteller prädestiniert.

Die zweite Hälfte der fünfziger Jahre zeigte jedoch einen stetigen Niedergang bei Primus an. 1953 war ein Türkeigeschäft mit über tausend Traktoren geplatzt, nachdem die ersten 100 Traktoren ausgeliefert, aber nicht bezahlt wurden. Das Material für die restlichen Schlepper war schon bestellt und verrottete in den Wagons, die Kapitaldecke war weitgehend aufgezehrt. Eine marktgerechte Weiterentwicklung war nicht möglich, die qualitativ hochwertigen Schlepper verloren den Anschluss. 1955 musste ein erster Vergleichsantrag gestellt werden, 1958 endete die Serienproduktion. Bis Anfang der sechziger Jahre sollen noch Einzelstücke produziert worden sein. Hans Köhler, der Sohn des 1955 verstorbenen Firmengründers Johannes Köhler, führte die Firma mit anderen Produkten der Metallverarbeitung weiter, auch als Zulieferer für ehemalige Konkurrenten. 1977 kam dann das endgültige aus, der Betrieb wurde aufgelöst.

 

Text und Fotos: Peter Kautz