Die Entwicklung ging weiter und auch die Forderung nach mehr Leistung bzw. einem besseren Leistungsgewicht. Damit durchbrachen die Famulus Traktoren ab 1960 erstmals die "Schallgrenze" von 40 PS, aber immer noch mit dem alten Motor, dessen Konstruktion schon viele Jahre zurück lag. Für die leistungsgesteigerten Typen wurden nur die wassergekühlten Motoren herangezogen, um die vermehrt anfallende Wärme besser abführen zu können.
RS14/46 Famulus 46
Im ersten Schritt wurde die Drehzahl der Motoren um mutige 400 U/min auf 2000 U/min angehoben. Damit stieg die Leistung auf 46 PS, immerhin 10 PS mehr als beim Vorgänger RS14/36. Doch in der Praxis stellte sich schnell heraus, dass damit des Guten ein wenig zu viel getan war, die Motoren wurden anfällig und unzuverlässig. Die thermische Belastung war für den Alltagsbetrieb zu hoch.
Um dem entgegen zu wirken, wurde bei fälligen Werkstattbesuchen die Drehzahl auf 1800 U/min abgesenkt. Damit standen immer noch 40 PS zur Verfügung und die Haltbarkeit der Motoren nahm erheblich zu. Im letzten Produktionsjahr sollen gemäß einem glaubhaften Bericht die Traktoren mit dieser Einstellung schon das Werk verlassen haben.
Das Getriebe hatte als Grundlage weiterhin das bisherige Einheitsgetriebe, aber nur noch acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge. Die oberen Gänge entfielen, da sonst bei den erreichbaren Drehzahlen von 2000 U/min in der Straßenübersetzung weit über 30 km/h möglich gewesen wären. Mit der Absenkung der Drehzahl auf 1800 U/min wurden bei neuen Traktoren auch wieder zehn Vorwärtsgänge eingebaut.
RT325 bzw. RS14/40 Famulus 40
Die alte Bezeichnung RS (RadSchlepper) wurde von der neuen Typbezeichnung RT (RadTraktor) ablöst. Die folgende Zahlen (hier 325) sind nur noch interne Werksbezeichnungen.
Der wassergekühlte Motor behielt die korrigierte Drehzahl und Leistung des Vorgängers, bei 1800 U/min standen 40 PS zur Verfügung. Die Lenkbremse funktionierte nun ohne Automatik mit einem geteilten Bremspedal. Die Lenkung wurde verbessert, eine Druckluftbremse ermöglichte den Betrieb mit zwei Anhängern. Weitere Änderungen erfolgtem beim Fahrersitz, der Fahrerkabine und der Kraftheberanlage.
RT330 Famulus 60
Das Schlepperwerk Nordhausen sollte zum Motorenwerk umgerüstet werden und dafür die Traktorenproduktion abgeben. Warum man hier einen letzten Kraftakt für einen neuen Typ durchführte, ist heute nicht mehr zu klären.
Beim bisherigen zweizylindrigen Grundmodell des RS14 war man an die Leistungsgrenzen gestoßen, wie man beim RS14/46 gemerkt hatte. Um jedoch in höhere Leistungsklassen vorstoßen zu können, wurde der Motor um einen Zylinder erweitert. Mit jetzt kapp fünf Litern Hubraum konnte bei 1800 U/min eine Leistung von 60 PS aus dem Dreizylinder Motor mobilisiert werden.
Eine Vorserie von 10 bis 20 Exemplaren entstand, genauere Zahlen sind heute nicht bekannt. Außer dem Motor wurden die meisten Komponenten vom bisherigen RS14 übernommen. Im Prototyp wurde eine Haube verwendet, die in ihrem senkrechten Gitterstyling an die damaligen John Deere Modelle erinnerte. Bei der folgenden Kleinserie wurde wieder auf das typische Famulus Styling zurückgegriffen.
Bei den nun anstehenden Feldprüfungen stellte sich schnell heraus, das die Neuentwicklung noch gravierende Schwachpunkte aufwies. Insbesondere das Getriebe war der erheblich gestiegenen Belastung nicht gewachsen. Ständig traten Schäden auf, die einen erfolgreichen Abschluss der Prüfungen verhinderten. Damit waren die Typen RT315 und RT325 die letzten Serientraktoren, die im Schlepperwerk Nordhausen produziert wurden.
Das Foto unten ist das bisher einzige in dieser Leistungsklasse des Famulus, welches mir zur Verfügung steht. Es wurde freundlicherweise von Lars Heyde zur Verfügung gestellt. Danke, Lars!
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