Im April sind die Veranstaltungen in meiner Umgebung noch dünn gesät. Da aber wunderschönes Wetter vorgesagt war, entschloss ich mich, bis nach Waldorf in der Nähe von Bonn zu fahren. Die 90 Kilometer Strecke führt über 5 (!) Autobahnen, also lag eine Karte aus dem Routenplaner auf dem Beifahrersitz.
Am Ziel angekommen, bin ich erstmal am Veranstaltungsgelände vorbeigefahren, ohne es zu bemerken. Es war ca. 10:30 Uhr, also genau zum Startzeitpunkt des Treffens. Ein gar nicht so großer Hof war mit ein paar PKW's, etlichen Motorrädern und ein paar wenigen Traktoren gefüllt. Das erste Gefühl war Enttäuschung, aber was soll's, erst mal den Fotoapparat umschnallen und hingehen. Das Tor war erst einen schmalen Spalt geöffnet, Zuschauer praktisch nicht vorhanden. Also genug Platz zum Fotografieren, ich wollte der Situation das Beste abgewinnen.
Doch die Lage änderte sich schnell, kurz darauf war der Hof rappelvoll, auf der Straße davor wurde es immer mehr. Später wurde noch ein daneben liegendes Gelände mitbenutzt, um dem Ansturm der Oldtimerfahrzeuge Herr zu werden.
Jetzt waren die Vorteile dieses fast familiären Treffens offensichtlich, nicht die Masse bringt es, sondern die Raritäten und die Vielseitigkeit der Fahrzeuge, die sich hier zusammenfanden. Einige Lanz Bulldog, Güldner, Eicher Schmalspur und MAN, um nur einige aus der Fraktion der Traktoren zu nennen. Bei den Vierrädrigen waren Alvis TA14 Cabrio, zwei DKW Schnellaster, zwei Fiat Topolino, Jaguar, Ford Mustang und andere Amis, BMW V8 Barockengel, Trabbi Cabrio und etliche andere zu finden. Nicht zuletzt ein Mercedes 540 K Roadster, wahrscheinlich ein Nachbau, denn sonst wäre die grüne Umweltplakette im Fenster des wunderschönen Wagens schlecht zu erklären.
Aber das absolute Highlight der Veranstaltung waren die Motorräder, anscheinend ein Schwerpunkt des Vereins. Hier durfte ich das erste Mal eine Scott Squirrel nicht nur sehen, sondern auch hören. Der einmalige Klang dieses wassergekühlten Zweitakters ist ein echtes Erlebnis! Aber auch viele andere, teilweise sehr seltene Maschinen kamen und gingen während des ganzen Tages. Nur die Maschinen des Vorsitzenden Willi Schaub blieben den ganzen Tag zur Besichtigung stehen.
Im angrenzenden Gebäude ist auch die Sammlung von Willi Schaub untergebracht. Den ganzen Tag wurden Führungen durch die Kellerräume durchgeführt, die die Sammlung beherbergen. Ein absoluter Höhepunkt der Veranstaltung! Gleich am Eingang ein Steher-Motorrad, in deren Windschatten früher Radrennfahrer Bahnrennen durchführten. Im ersten Raum wird die Kleinmotorisierung früherer Jahre mit teilweise sehr seltenen Fahrzeugen aufgezeigt, von Fahrrädern mit Hilfsmotoren verschiedenster Bauart über Mopeds und Mokicks bis hin zu den schnellsten der "Schnapsglasklasse", den Kleinkrafträdern.
Im zweiten Raum blieb erst mal der Mund offen: dicht an dicht Motorräder der unterschiedlichsten Hersteller und Produktionsländer in allen Leistungsklassen! Nicht wie sonst oft zu finden mit Schwerpunkt eines Herstellers oder Landes, sondern breit gestreut, für jeden etwas. An einer Wand etliche sehenswerte Motoren, unter anderen mehrere Exemplare von JAP, der Hersteller, der über Jahrzehnte Motoren für Bahnrennen jeder Art gebaut hat. In der Mitte eine BSA-Rennmaschine, die von einem schmal bauenden Motor angetrieben wird, der ursprünglich als Anlasser für Flugzeug-Motoren gedacht war, leicht und stark. In einer Ecke was für mich - zwei Indian. Die eine mit Gasgriff rechts, die andere links. Es gehen ja so einige Gerüchte um, warum das so ist. Und jede Menge andere Motorräder, die aufzuzählen den Rahmen dieses Berichts sprengen würde. Auf jeden Fall fantastisch, wer kann, sollte es sich unbedingt anschauen!
Im letzten Raum dann das umfangreiche Teilelager, aus dem mit Ausnahme des Eigenbedarfs möglichst nur getauscht wird. Aber auch hier noch was zum Anschauen, ein kompletter großer Sternmotor aus einem Flugzeug wartet hier auf weitere Verwendung.
Der Tag ging wie im Flug vorbei, mal konnte man sich unterhalten, dann war wieder Fotografieren angesagt. Hier war insbesondere bei den Motorrädern für mich der einzige Schwachpunkt des Tages: viele schöne Maschinen habe ich gar nicht erst aufgenommen, da ich sie nicht einordnen konnte. Es fehlten die auf vielen Veranstaltungen obligatorischen Schilder zur Kennzeichnung mit Hersteller, Typ und Baujahr. Auch im Museum war das so, aber hier war der Platz zum Fotografieren sowieso nicht vorhanden. Nicht jeder ist ein Fachmann, der das Typisieren aus dem Ärmel kann. Und wenn ich den Gesprächen um mich herum zugehört habe, wurde so mancher Unsinn erzählt, der sogar mir auffiel.
Trotzdem, es war ein schöner Tag und ich werde wiederkommen. Vielleicht hat ja Willi Schaub bis dahin im Lotto gewonnen und kann seine Sammlung einem großzügigem Rahmen präsentieren, der mir auch das Fotografieren möglich macht.
Veranstalter: Motor Veteranen Club Bornheim-Brenig e.V. Termin: 24. + 25.04.2010 Ort: 53332 Waldorf bei Bonn
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