Nordhorn historische Feldtage 2013

Dieses Jahr wollte ich unbedingt die historischen Feldtage in Nordhorn besuchen. Eigentlich wollte ich das schon im vorigen Jahr, doch die Veranstaltung fiel aus. Dieses Jahr sollte es klappen, ein Hotel für zwei Nächte war gebucht und am Freitag morgen ging es los. Auch das Wetter spielte mit, meist war bedeckter Himmel, aber warm und trocken, keine Schlammschlacht wie so oft in der Geschichte der Feldtage berichtet wurde.

Am frühen Nachmittag stand ich am Eingang, für den halben Preis war der Zutritt schon möglich. Die nette Dame an der Kasse zeigte mir zur Orientierung einen Geländeplan, das umfangreiche Heft zur Ausstellung war erst ab Samstag erhältlich. Auf den Ausstellungsplätzen war schon richtig was los, viele der Traktoren standen schon in Reih und Glied. Reges Treiben der weiteren Aussteller zur richtigen Aufstellung ihrer Schaustücke unter Einweisung durch die Helfer führte zu manchen engagierten Diskussionen. Am Ende fanden jedoch alle ihren Platz.
 

Für mich begann das Fotografieren auf Feld A, wo an den Folgetagen Dreschvorführungen durchgeführt wurden, direkt neben dem Teilemarkt. Als sehr hilfreich empfand ich die kleinen Plastikkarten ungefähr in der Größe einer Visitenkarte, die die wichtigsten Angaben zusammengefasst enthielt. Dadurch entfielen die DIN A4 großen Zettel, die auf anderen Veranstaltungen oft den Kühlergrill schöner Schlepper verschandelt, aber zur Identifizierung notwendig sind. Ab und zu stand auch schon mal falsches darauf, aber das passiert woanders auch.

Erst am späten Abend, als die Lichtverhältnisse fürs Fotografieren nicht mehr ausreichten, verließ ich das Gelände. Dieser erste, ruhige Tag ist ideal zum Kennenlernen und Einstimmen. An den beiden Folgetagen ist erheblich mehr los, insbesondere der Sonntag ist schon fast mit einem Volksfest vergleichbar. Die Zuschauerzahlen sind enorm, dank des sehr großen Geländes verlaufen sich aber die Massen.
 

Den Titel der Veranstaltung kann man ernst nehmen, alles dreht und bewegt sich. Auf dem über 20 Hektar großen Gelände sind 18 Flächen für landwirtschaftliche Tätigkeiten vorbereitet. Geerntet werden Mais, Getreide, Gras (kein Heu!) und Kartoffeln. Bodenbearbeitung in vielfältiger Form wird gezeigt, insbesondere beim hängen bleiben der Zugmaschinen immer wieder von vielfältigen Kommentaren begleitet. Auch die Holzbearbeitung für Bretter oder ofenfertige Scheite kam nicht zu kurz.
 

Beim diesjährigen Hauptthema "Eicher" wurde auch das Eicherrad gezeigt. Auf dem sehr großen Platz wirkte das Rad gar nicht mehr so gewaltig, wie ich es von kleineren Plätzen in Erinnerung hatte. Eine große Ansammlung von Eicher Schleppern aller Baujahre war davor versammelt, vermisst habe ich die ED-Modelle mit Allradantrieb und vier gleich großen Rädern. Aber zwei andere absolute Raritäten machten das mehr als wett. Zum einem die Colani-Studie, die einen Schmalspurschlepper mit windschlüpfriger Karosserie zeigt. Wofür das gut sein soll, wird mir nicht klar, ist aber mal was ganz anderes. Zum anderen einer der Stump Roboter, die umgebaut für Einsätze mit Schneefräsen mit zwei Fahrersitzen für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt gleichermaßen einsetzbar sind. Sehr interessant auch die seltenen Kleintransporter Farm-Express und transexpress in mehreren Exemplaren.
 

Auf dem angrenzenden Feld E zur Grasernte zog unter anderem ein Hagedorn Westfalia mit einem 9 PS Zweitaktmotor, der mit einem Balkenmäher bewaffnet war, knatternd seine Runden. Er fand viel Beachtung, da er die Technik der ersten Motorisierung in der Landwirtschaft zeigt und heute in dieser Form wohl nirgendwo noch im Einsatz ist.

Am Platzrand waren in langen Reihen Traktoren unterschiedlicher Hersteller ausgestellt, aber direkt neben der Grasfläche eine umfangreiche Ansammlung von Fendt-Traktoren, für Fans der Marke sicherlich eine Augenweide.
 

Auf dem angrenzenden Hanomag-Gelände waren etliche Raritäten zu besichtigen. Aus der Vorkriegszeit waren etliche WD-Schlepper anwesend, vom Ackerschlepper mit Eisenreifen im Gebrauchszustand bis zum sehr schön restaurierten Straßenschlepper mit Luftreifen und breiten Kotflügeln. Aber auch aus der Nachkriegszeit war eine repräsentative Sammlung vorhanden. Zwei Kettenschlepper rundeten die Ausstellung ab.

Zwei Hanomag PKW waren auch zu finden, ein ständig umlagertes Kommissbrot und der 1,3 Liter Autobahn. An Lastwagen war leider nur ein AL28 zu finden, die Straßenzugmaschinen SS20 bis SS100 (später ST) glänzten gleich ganz mit Abwesenheit.

In diesem Jahr kam erstmals neben dem großen Hanomag WD80 Tragpflug von 1912 auch der kleinere, aber genau so seltene WD35 von 1920 zum Einsatz. Auch die anderen Zugmaschinen auf dem Feld hatten oft ein biblisches Alter, sogar Dampfmaschinen kamen zum Einsatz.
 

In dem Bereich der Firmenrepräsentationen war noch die sehr umfangreiche Ansammlung der IHC Schlepper im Feld K sehr interessant. Vom ganz kleinen Nebenerwerbstraktor bis hin zu großen, auch heute noch imposanten Schleppern war ein breites Spektrum vertreten. Die Zeitspanne reichte von den ursprünglich aus USA importierten Typen über die ersten in Neuss produzierten Modelle bis hin zum Ende des vorigen Jahrhunderts. Mir persönlich kam der sehr seltene, durch seine dunkelgraue Lackierung aus den sonst meist roten Schleppern hervorstechende Industrieschlepper I-12-G am interessantesten vor. Er fand aber ansonsten wenig Beachtung, er ist wohl kaum bekannt.

Direkt daneben auf Feld L war Motorkraft ganz ausgekoppelt, hier waren Pferde die antreibende Kraft. Kaltblüter mit einer speziellen Dressur, die auch an die Menschenmassen gewöhnt waren, zeigten die Arbeit von anno dazumal. Meist ruhig und ausgeglichen zogen die Pferde bei der Bodenbearbeitung ihre Runden. Stark umlagert war ein bei den Amisch in Amerika abgeschautes Laufband für zwei Pferde, dessen Antriebskraft auf eine Maschine übertragen wurde.
 

Die restlichen Bereiche waren für unterschiedliche Aufgaben vorbereitet, die Traktoren entweder nach Clubs sortiert, manchmal auch eine kleine Ansammlung eines bestimmten Herstellers. Interessant für mich war noch Feld M, etwas versteckt hinter dem Teilemarkt. Da nach der Traktorliste im Begleitheft hier zwei Krümpel Traktoren stehen sollten, wollte ich unbedingt dorthin. Aber ich fand neben der Holzverarbeitung hier noch mehr. In einer kleinen Ansammlung LKWs vom Pickup bis zum ausgewachsenen Kipper standen auch zwei der wenigen überlebenden IHC Loadstar 1600 aus deutscher Produktion in einwandfreier Restaurierung. Die in Heidelberg gebauten Laster waren schon im Verkauf ein Flop, heute sind sie kaum noch zu finden.

Da ich keine Teile kaufen wollte und die Füße schmerzten, schenkte ich mir einen Bummel über den Teilemarkt. Sonntag Nachmittag um 17 Uhr sollten die Tore des Platzes für die Heimreise der Aussteller geöffnet werden. Um nicht in Traktorkolonnen mitschleichen zu müssen, fuhr ich eine Viertelstunde früher los. Drei ausgefüllte Tage lagen hinter mir, die 300 Kilometer lange Heimreise lies mich das ganze noch mal Revue passieren. Ich kam zu dem Schluss, dass ich nicht alles gesehen habe, nicht in alle Ecken geschaut hatte und sicher eine ganze Menge übersehen habe.

Zu Hause konnte ich erfreut feststellen, dass ich 1750 Fotos mitgebracht habe, die höchste Anzahl je von mir auf einer einzelnen Veranstaltung gemachter Bilder. Eine gute Grundlage für die Erweiterung meiner Datenblätter auf der Homepage! Wenn mir der Himmel nicht auf den Kopf fällt: bis zum nächsten Mal in Nordhorn.

Veranstalter: Treckerclub Nordhorn e.V.
Termin: 10. - 11.08..2013
Ort: Nordhorn, Nähe Tierpark

Text und Fotos: Peter Kautz